19. Mai 2025

Lootboxen und Mystery Boxen locken mit Spannung und Überraschung, aber auch mit einer gewissen Grauzone. Denn obwohl der Mechanismus an Glücksspiel erinnert, wird das rechtlich anders gesehen. Während klassische Anbieter unter strengem Blick arbeiten müssen, geht es hier vergleichsweise locker zu. Das sorgt für Reibung und eine Diskussion, die langsam Fahrt aufnimmt.

Drei Kriterien und ein Schlupfloch

Wird Geld eingesetzt, der Ausgang dem Zufall überlassen und kann am Ende ein geldwerter Gewinn entstehen, ist die Sache klar: Es handelt sich um Glücksspiel. So steht es sinngemäß im deutschen Glücksspielstaatsvertrag. 

Das Problem dabei: Lootboxen und Mystery Boxen tanzen genau um diesen dritten Punkt herum. Der Inhalt mag spektakulär aussehen, verkauft werden darf er meist nicht. Damit fehlt der „offizielle“ Wert und das Spiel wird zur Unterhaltung erklärt.

Ein klassisches Glücksspielangebot hat diese Option nicht. Eine Casino-Website darf in Deutschland bestimmte Spiele schlichtweg nicht anbieten, auch wenn sie technisch problemlos möglich wären. Blackjack zum Beispiel ist online tabu, dafür aber in stationären Casinos erlaubt, weil Spielbanken eben anderen Vorgaben unterliegen und ihre Spiele unter kontrollierten Bedingungen anbieten dürfen. Beide Seiten leben mit dieser Trennung, auch wenn sie im Detail manchmal absurd wirkt.

Mit doppeltem Maß gemessen

Die Auflagen für lizenzierte Anbieter sind hart. Einsatzlimits, Altersverifikation, Werbebeschränkungen. Alles reguliert bis ins Detail. Und das ist gut so. Doch während sich die einen kontrollieren lassen, schalten die anderen den Livestream ein. Auf Twitch wird munter ausgepackt, angepriesen und bejubelt, was in den Boxen steckt. Zuschauer verfolgen live, wie digitale Skins oder physische Überraschungsartikel präsentiert werden. Das alles unter völliger Umgehung der Regeln, die für Glücksspielwerbung längst gelten.

Und genau hier knirscht es gewaltig. Denn auch wenn Lootboxen nicht als Glücksspiel eingestuft werden, nutzen sie denselben Reiz: Das Spiel mit dem Zufall, die Aussicht auf den großen Treffer, der Moment der Enthüllung. 

Wer solche Produkte wie ein Glücksspiel bewirbt, sollte sich auch an dieselben Regeln halten müssen. So der nachvollziehbare Wunsch vieler Anbieter, die sich an Recht und Regulierung halten.

Glücksspiel unter Kontrolle, Boxen außer Reichweite

Was Glücksspiel-Anbieter auszeichnet, ist nicht nur das Spielangebot. Es ist die kontrollierte Umgebung, das Personal, das Regelwerk, die Transparenz. Roulette, Poker, Blackjack, alles unter klaren Vorgaben. Der Nervenkitzel ist da, aber er wird verantwortungsvoll gerahmt. Wer dort gewinnt, geht mit echtem Geld. Wer verliert, tut das unter fairen Bedingungen.

Ganz anders die Welt der Lootboxen. Hier fehlen Ansprechpartner, Limits, klare Regeln. Der Inhalt der Box ist Glückssache, der Wert subjektiv und der Spieltrieb kaum zu bremsen. Dass dieses Modell bislang ohne Regulierung auskommt, liegt nicht daran, dass es harmloser wäre, sondern daran, dass es sich geschickt am Gesetz vorbeimanövriert. Es ist legal, aber nicht unbedingt fair.

Wenn zwei das Gleiche tun…

Der Streit um die Loot- und Mystery Boxen ist kein Sturm im Wasserglas. Es geht um Gleichbehandlung. Wer mit Zufall Geld verdient, bewegt sich im selben Spannungsfeld wie jedes regulierte Casino. Deshalb wäre es nur konsequent, dieselben Maßstäbe anzulegen. Ob dabei am Ende eine Neudefinition von Glücksspiel herauskommt oder eine spezifische Regelung für digitale Überraschungsprodukte, bleibt offen. 

Klar ist nur: Solange Glücksspielunternehmen deutschlandweit mit offenen Karten spielen müssen, während andere auf Twitch munter auspacken dürfen, läuft etwas schief. Wer das Spiel ernst nimmt, will gleiche Regeln für alle, auch dann, wenn der Einsatz nur in einer virtuellen Truhe landet.

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